Bad Homburger Schlosskonzerte (2)

Am 21. April 2010 erschien nach dem Konzert mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Rasmus Baumann in der Reihe „Bad Homburger Schlosskonzerte“ am 16. April 2010 der folgende Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Vehemente Steigerungen

Bad Homburger Schlosskonzert

Von Joachim Wormsbächer

Das Abschlusskonzert der Saison in der Reihe der Bad Homburger Schlosskonzerte dirigierte Rasmus Baumann, Sonderpreisträger des Deutschen Dirigentenpreises 2009. Baumann war von 2003 bis 2008 am Staatstheater Kassel als erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor engagiert; seit der Spielzeit 2008/09 ist er Chefdirigent am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen. Auch als Herausgeber hat er sich einen Namen gemacht. In Bad Homburg leitete er das „Orchestra in Residence“ der Schlosskonzerte, das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim.

Für diesen Abend in der Schlosskirche war eigentlich eine Uraufführung vorgesehen, nämlich die einer Bearbeitung von Schumanns „Kinderszenen“ op. 15 für Streichorchester. Sie musste verschoben werden. Statt dessen hörte man Felix Mendelssohn Bartholdys einsätzige Streichersinfonie Nr. 10 in h-Moll, die der Komponist im jugendlichen Alter von 14 Jahren schrieb: Klangschönheit und temperamentvoller Impetus sprachen aus der Wiedergabe.

Catherine Gordeladze, in Georgien geboren, Preisträgerin nationaler und internationaler Wettbewerbe und Dozentin an der Frankfurter Musikhochschule, war die Solistin in Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19: Schwingende Tempi und filigraner Anschlag zeichneten die überaus inspirierte und pianistisch souveräne Wiedergabe dieses noch deutlich in der Mozart-Tradition stehenden Werks aus. Für den anhaltenden Applaus dankte die Pianistin mit einer bezaubernden kleinen Zugabe, dem Scherzwalzer „Die Spieldose“ op. 32 von Anatoli Ljadow.

Franz Schuberts Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 beschloss den Abend: Zu Beginn vielleicht ein klein wenig übereilt, hatte sich das Tempo mit der Wiederholung der Exposition des Kopfsatzes reguliert – selbst dann erschien es noch recht zügig, aber vollkommen im Lot. Ausdrucksstark setzte die Interpretation lyrisch-kantable und schroffe Momente gegeneinander, effektvoll gelang es dem Dirigenten, vehemente Steigerungsphasen anzulegen und dann elegant abzufangen. Langanhaltender Applaus belohnte eine brillante Wiedergabe.